Im Gespräch mit unserem Stadtpräsidenten Anders Stokholm, nach knapp 10 Jahren Amtszeit und kurz vor seinem Abschied als Stapi, nächsten Mai.

Grüezi Herr Stadtpräsident, danke, dass Du Dir Zeit für Frauenfeld City nimmst!
Hoi Marco, aber sehr gerne, komm doch herein. Cafe?
Warst Du schon einmal auf ffcity.ch oder ist es Dir ein Begriff?
Ich bin hauptsächlich auf Facebook unterwegs und habe dort Frauenfeld City schon gesehen. Einige Artikel sind mir dabei aufgefallen, vor allem, weil Du Inhalte aufgreifst, die man sonst nicht unbedingt überall findet oder nicht in der vollen Länge. Das ist spannend, weil es so eine Ergänzung zu anderen Informationsquellen bietet. Die Seite selbst habe ich natürlich auch schon angeschaut. Ich finde es immer gut, wenn Informationen gebündelt und zugänglich gemacht werden. Besonders gefällt mir, dass Du das mit Veranstaltungstipps und Hinweisen auf Lokalitäten wie die Bürgerstube kombinierst. Solche Plattformen braucht es, und ich finde es toll, dass Du Werbung für unsere Region machst.
Du wirst Ende Mai Dein Amt als Stadtpräsident abgeben und Dich einer neuen Aufgabe in einer anderen Region widmen. In den letzten 10 Jahren hast Du Frauenfeld sicher intensiv kennengelernt – mit allen Höhen, Tiefen und Hürden. Was wünschst Du Dir persönlich zum Abschied für Frauenfeld und seine Bevölkerung, um es noch etwas mehr zu perfektionieren?
Selber habe ich ja nicht mehr viel Zeit, um Frauenfeld noch weiter zu perfektionieren – fünf Monate sind keine Zeit, (lacht). Aber wenn ich auf die letzten Jahre zurückblicke, denke ich, dass 10 Jahre eine gute Zeit sind, um Dinge anzustossen und umzusetzen. Was ich mir für Frauenfeld wünsche, ist ein kleiner Entwicklungsschub. Ich wünsche mir, dass die Stadt und ihre Menschen mehr an ihre eigenen Fähigkeiten glauben. Frauenfeld und der Thurgau insgesamt üben sich oft in einer gewissen Bescheidenheit. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber manchmal steht es uns im Weg.
Ich würde mir wünschen, dass Frauenfeld selbstbewusster wird und Veränderungen nicht immer mit Skepsis begegnet. Es gibt eine gewisse Angst vor Entwicklungen, die ich gerne überwunden sähe. Frauenfeld darf ruhig darauf vertrauen, dass es mehr kann, und das auch nach aussen zeigen. Die Stadt hat das Potenzial, andere Städte zu überragen, und sollte das ohne Scheu tun.
Wirst Du die Nachfolge verfolgen, und was erwartest Du von Deinem Nachfolger oder Deiner Nachfolgerin?
Natürlich werde ich die Wahl verfolgen, das ist ja naturgemäss so. Aber danach bin ich weg.
Ich halte mich aus Prinzip aus Dingen heraus, wenn ich ein Amt abgegeben habe – das war schon so, als ich Gemeindeammann in Eschenz war. Wenn man nicht mehr selbst in den Schuhen steckt, ist man nicht nah genug dran, um sich einzumischen.
Was ich aber erwarte, ist, dass meine Nachfolge das Beste für Frauenfeld will. Das Wohl der Stadt muss immer an erster Stelle stehen. Ich habe mich für Frauenfeld eingesetzt, und ich denke, meine Vorgänger haben das auch getan. Das wünsche ich mir auch von der nächsten Person in diesem Amt.
In den letzten 10 Jahren hattest Du es nicht immer leicht, mit politischen Hürden und Herausforderungen wie der sogenannten „Lex Stockholm“ (siehe Kasten). In Folge wurden die Stimmen bezüglich Ämterkumulation laut, obwohl Du Deiner Linie dabei treu geblieben bist. Wie wirst Du diese Mandate künftig mit Deinem neuen Job als Pfarrer vereinbaren?
Mein neues Amt als Pfarrer ist ein Teilzeitpensum. Das habe ich bewusst so gewählt, weil ich weiterhin Mandate übernehmen möchte. Ich bin ein Mensch, der Abwechslung braucht, und verschiedene Aufgaben geben mir Energie. Das Stadtpräsidium war abwechslungsreich, aber durch das Legalitätsprinzip und viele Vorgaben oft eingeschränkt. Mandate bieten mehr Freiräume, und ich schätze diese Flexibilität sehr. Ich bin ein freiheitsliebender Mensch, und das passt gut zu mir.
Zum Abschluss noch eine persönliche Frage: Neben Deinen Rollen als Pfarrer und Stadtpräsident warst Du auch als Redaktor tätig, bist Publikationsorgan des Verbandes Thurgauer Gemeinden und hast eine Diplomausbildung im Journalismus. Was ist Deine Empfehlung, damit Frauenfeld City erfolgreich bleibt?
Ich finde den Mix auf Frauenfeld City gut – News mit Kommentarmöglichkeiten, ohne dass Hasskommentare dominieren. Das zeigt, dass du die richtigen Leute anziehst. Diesen Qualitätsanspruch solltest du beibehalten. Vielleicht wäre ‚weniger ist mehr‘ sinnvoll, etwa bei Meldungen vom Kanton – aber das ist nur meine subjektive Sicht. Wichtig ist, Fake News konsequent zu vermeiden und bei Fehlern schnell zu reagieren, um die Glaubwürdigkeit zu sichern.
„Lex Stockholm“
Nachdem Anders Stokholm Ambitionen gezeigt hatte, die Interessen der Stadt auch im Bundeshaus zu vertreten, führten die Frauenfelder per Volksabstimmung 2021 die ‚Lex Stokholm‘ ein, die Stadtpräsidenten untersagt, ein National- oder Ständeratsmandat anzunehmen. Anders Stokholm blieb der Exekutive in Frauenfeld treu und wurde dafür 2022 Präsident des Schweizerischen Städteverbandes sowie 2024 Präsident der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG).
Sehr schön geschrieben! Bin schon richtig gespannt, wer neuer Stapi wird, die Frau wäre gut.
Von mir auch alles gute für die Zukunft!
Alles Gute!
Auch ich wünsche Anders Stockholm alles gute und viel Erfolg!
Sehr schönes Interview, gratuliere! Herrn Stokholm wünsche ich alles Gute und danke für seinen Einsatz!
„Lex Stockholm“.. weiss echt nicht was sich der Frauenfelder dabei gedacht hat. Wahrscheinlich einfach von den Stammtischhockern einlullen lassen..
Ein guter Stadtamman, sehr Bürgernahe und ich denke er wird üs no fehle. Alles gute!
Sehr schön geschrieben