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Bei einem entspannten Bier mit Stefan Leuthold, dem Präsidenten der Grünliberalen Partei (GLP) Thurgau, eröffnen sich spannende Einblicke, nicht nur in seine politische Laufbahn und aktuellen Ambitionen, sondern auch zu seiner Person.

Stefan, wir sitzen hier bei einem Bier im RedOx – was trinkst du denn am liebsten, wenn du einfach mal abschalten willst?
In letzter Zeit hatte ich nicht so viel Gelegenheit abzuschalten – aber wenn, dann ist ein Bier in gemütlicher Runde immer eine gute Idee.
Du bist wie ich in Frauenfeld aufgewachsen – wenn du an deine Jugend hier denkst: Welche Orte und Lokale verbindest du heute noch mit besonderen Erinnerungen oder direkt mit deinem Bild von unserer Stadt?
Ich wohne derzeit in der Nähe meines Primarschulhauses «Spanner» – da ist mir natürlich vieles in dieser Gegend vertraut. Die Nähe zum Stadtzentrum schätze ich sehr. Ein eigentliches «Stammlokal» habe ich nicht, ich fühle mich überall wohl.
Wenn du eine neue Bar in Frauenfeld eröffnen würdest – wie würde sie heissen, und was wäre das Spezialgetränk?
Spannend wäre es einmal auszuprobieren, ob eine Bar mit rein alkoholfreien Drinks funktionieren würde. Das Spezialgetränk wäre «Nimbu pani», das ist eine ursprünglich aus Indien stammende Limonade mit Gewürzen, welche ich sehr gerne mag.
Kennst du den Sepp Frauenfelder, von ffcity.ch? Dieser hat ursprünglich als Guide, als Fremdenführer in Frauenfeld angefangen.
Ja, klar kenne ich den.
Was würdest du als Guide den Leuten als Erstes erzählen, wenn du sie einen Tag in unserer Stadt herumführen müsstest?
Am Vormittag würde ich die Graffitis des Street Art Festivals zeigen – das ist ja dann gleichzeitig auch ein Stadtrundgang. Und am Nachmittag würde ich versuchen, eine oder zwei unserer innovativen Firmen in Frauenfeld zu besichtigen.
Ok, und was ist das Unpolitischte an dir? Etwas, das die Leute wahrscheinlich gar nicht erwarten würden?
Mit Mitte 40 habe ich einen Kurs im Biolandbau besucht und danach ein einjähriges Praktikum absolviert. Es hätte damals nicht viel gefehlt, und ich wäre Bauer geworden!
Du hast zwei erwachsene Kinder – gibt es etwas, das du von ihnen lernst? Oder wo sie dir vielleicht sogar widersprechen, politisch gesehen?
Ich lerne von ihnen Tricks und Lifehacks auf dem Handy – im Gegenzug können sie von meiner Erfahrung in «analogen» Dingen profitieren. Politisch sind wir ähnlich unterwegs.
Du kandidierst jetzt für den Stadtrat. Gibt es etwas, das dich an der Arbeit in der Stadt besonders reizt – vielleicht sogar mehr als es auf kantonaler Ebene der Fall wäre?
In der städtischen Politik ist man sehr nahe an den Themen dran, aber auch an den Menschen. Das reizt mich. Die kantonale Politik wirkt oft indirekt und ist manchmal komplexer zu verstehen.
Ein Herzensthema von dir ist die Energie – wie stellst du dir Frauenfeld in zehn Jahren vor, wenn wir in Sachen Nachhaltigkeit mutig wären?
Es wäre super, wenn wir im kantonalen Vergleich nicht mehr das Schlusslicht in Sachen «fossile Gebäudeheizung» wären.
Stichwort Altstadt, nicht Schlafstadt. Du möchtest unsere schöne Altstadt weiter beleben, wo siehst du das grösste Potenzial, hierfür?
Es braucht mehr zentrumsnahe Angebote an preiswertem Wohnraum – dies bringt Publikum in die Stadt.
Was fehlt deiner Meinung nach heute in der Innenstadt, damit mehr Menschen länger verweilen?
Als Negativ-Beispiel fällt mir die Zürcherstrasse in der Vorstadt ein. Dies wäre ein schöner Ort zum Flanieren, wenn der Verkehr reduziert werden könnte.
Gibt es eine Stadt, die für dich ein Vorbild ist, wie Innenstadtbelebung richtig gut funktioniert?
Die Altstadt von Burgdorf finde ich sehr ansprechend – für mich ein Musterbeispiel. Alternativ und oder zusätzlich: Tempo 30 in Frauenfeld
Genau, die Stadt und der Kanton planen Tempo 30 auf mehreren Hauptachsen, unter anderem auf der Ringstrasse, der Zürcherstrasse und auch hier direkt vor dem RedOx auf der Promenadenstrasse. Was versprichst du dir konkret davon oder wie stehst du überhaupt privat dazu?
Ich befürworte Tempo 30 im Gebiet der Innenstadt, aus Gründen der Sicherheit und der Lärmbelastung. Bei der Ringstrasse bin ich mir nicht ganz sicher – dort wäre unter Umständen Tempo 40 auch geeignet.
Einige Anwohner und Gewerbetreibende haben Einsprachen gegen die Pläne eingereicht. Wie sollte die Stadt mit diesen Bedenken umgehen?
Um dies konkret beurteilen zu können, müsste ich die Begründungen kennen. Sicherlich muss das Gespräch mit den Einsprechenden gesucht werden.
Wie lässt sich deiner Meinung nach der Wunsch nach mehr Lebensqualität mit den Bedürfnissen des Gewerbes und des motorisierten Verkehrs in Einklang bringen?
Es braucht hier geeignete Kompromisse und klare Regelungen. Als Fussgänger:in soll man sich in der Altstadt sicher fühlen – aber nötigenfalls auch mit dem Auto die Nähmaschine zur Reparatur bringen können.
Und zum Schluss, Stefan:
Danke dir für den offenen Einblick, für deine Zeit – und dass du bei aller Politik immer auch den Menschen dahinter spüren lässt.
Sehr gerne, Marco. Vielen Dank für dein Interesse.
Wir stossen an: Auf gute Ideen, ein lebendiges Frauenfeld – Deine Kandidatur und vielleicht ja auch auf das eine oder andere neue Spezialgetränk, den Tempo-30-Spritz, vielleicht als Ausgleich zu indisch Nimbu ?!
Echt mühsam, wenn die nicht mal ihre Legislatur zu Ende machen und Ersatzwahlen nötig werden! Ich wünsche aber viel Erfolg!
Ich drücke Dir die Daumen Stefan!
Schönes Interview und ich mag Ihn und seine Art! Meine Stimme ist ihm sicher.